„Ganz normale Leute“

Wieder fällt ein Lügen-Narrativ. Impfpflicht? Kein Zeitdruck. FDP Tempo 30

Was sind wir froh, dass wir kein Spiegel-Abonnent sind – wir kämen ja gar nicht mehr in den Schlaf. Neben der großen Corona-Apokalypse erschrecken die Journos von der Relotiusspitze ihre Leser nun auch wieder mit Kriegsgeschichten vom bösen Wlad: „Nato-Insider fürchten russischen Angriff an mehreren Fronten“.

Nicht nur, dass die Nato den Wladimir nicht von einem Angriff auf die Ukraine abhalten könne, fürchten die „Insider“: „Im Hauptquartier stellt man sich sogar auf noch schlimmere Szenarien ein.“

Im Mittelmeer, im Nord-Atlantik, in der Arktis könnte Russland „auf breiter Front losschlagen“, zitiert die Welt den Spiegel. Außerdem sei mit „massiven Desinformationskampagnen und Cyber-Attacken zu rechnen“.

„Zwar gebe es derzeit keine konkreten Hinweise auf Vorbereitungen“ munkeln die Rüben, aber man will es auf jeden Fall mal gesagt haben. Klingt für uns ziemlich nach Röttgen.

 

Apropos massive Desinformationskampagne. Obwohl Olafs Nancy überall Rechtsextreme gegen die Covid-Maßnahmen auf den Straßen sieht, und ihr große Teile der Presse brav folgen bei dieser unsinnigen Einschätzung, hat Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang seinen ganzen Mut zusammengenommen und dem Innenausschuss gegenüber erklärt, der „überwiegende Teil“ der Spaziergänger seien „normale“ Bürger. Der CDU-Mann ist wohl in der neuen, großen Zeit noch nicht ganz angekommen.

Da hilft auch der regierungskonforme Hinweis auf die Radikalisierung von Personen beim Messenger-Dienst Telegram nicht.

Weiß eigentlich die hyperaktive Nancy, dass offenbar Radikale in ihrer eigenen Partei ebenfalls einen Telegram-Account betreiben? Werden diese Partei-Randalinskis zur Raison gerufen? Parteiausschlussverfahren? Öffentliche Entschuldigung?

 

Zugegeben, wir haben der FDP im Wahlkampf jetzt nicht so genau zugehört. War die FDP für Impfpflicht? Dagegen? Menschenrechte nur für China oder auch bei uns? Mit Atom oder ohne?

Wir können uns auch nicht daran erinnern, dass die FDP für Tempo 30 in Innenstädten angetreten ist und für ein schnelles Ende des Verbrennermotors. Aber nun, da er Minister ist, warnt Volker Wissing vor dem Kauf eines klassischen Autos und fordert zum Kauf eines E-Autos auf. Dabei verspricht er, dass dafür gesorgt werden solle, dass das Laden mit regenerativem Strom bezahlbar bleibe. Na, schön, dass die sich in der Regierung so gut vertragen, man kann die schon gar nicht mehr unterscheiden...

 

Das wird jetzt manche treuen Zeitungsleser verblüffen, aber unser Professor Karl gibt nun bekannt, dass es bei der Impfpflicht keinen Zeitdruck gebe. Für die Omikron-Variante spiele sie keine entscheidende Rolle mehr.

Karl sieht das eher sportlich und perspektivisch. Mit der Impfpflicht soll „im Herbst die Welle abgewendet werden“. Das müsste dann die sechste Welle sein, oder?

 

Und dann war da noch die 13-jährige Yasmin T. aus Hagen, die während der Unterrichtszeit allein in der Kälte auf dem Schulhof der Hagener Heinrich-Heine-Realschule sitzt und online am Unterricht der siebten Klasse teilnimmt. Denn sie weigert sich, das Schulgebäude zu betreten, weil sie Angst hat, sich dort mit Corona zu infizieren.

Während wir sofort an Greta von Schölefrö denken mussten, dachten die Genossen in Hagen zunächst, das arme Kind habe vielleicht eine Meise. „Der Protest ist vielleicht gut gemeint, aber es handelt sich um ein 13-jähriges Kind, das bei Wind und Wetter draußen sitzt und das Ganze nicht überblickt“, so der Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales.

Schulleiterin Osman hatte die Zeichen allerdings erkannt und betont: „Wenn Yasmin darauf besteht, auf dem Schulhof zu bleiben, dann werden wir sie nicht daran hindern.“

 

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